Depressionen sind ein zunehmendes epidemiologisches Problem in vielen Ländern. Wenngleich das Bewusstsein über diese schwere und die Betroffenen oftmals sehr belastende Erkrankung zunimmt, ist weitgehend unbekannt, dass es verschiedene Arten von Depressionen gibt.
Mögliche Arten von Depressionen
Die Erkrankung kann unterschiedliche Formen und Ausprägungen haben, wobei grundsätzlich zwischen den folgenden drei unterschieden werden kann:
- Major Depression
- Psychotische Depression
- Prä- und Postnatale Depression
Der ICD-10 unterscheidet zudem zwischen depressiven Episoden und einer rezidivierenden depressiven Störung, die ihrerseits noch einmal in Schweregrade beziehungsweise bei der rezidivierenden Form nach den Ursachen (reaktive Depression, psychogene Depression, depressive Reaktion) eingeteilt werden.
Daneben gibt es weitere Formen depressiver Symptome, die anderen Krankheitsbildern zugeordnet werden. Dazu zählen:
- die bipolare Störung, bei welcher der Affektzustand phasenweise zwischen Manie und Depression schwankt
- die zyklothyme Störung als eine abgeschwächte Form der bipolaren Störung
- die Dysthymie, welche die gleichen Symptome verursacht wie die Major Depression, jedoch in schwächerer Ausprägung
Wesentliche Merkmale verschiedener Arten der Depression
Die Major Depression ist vor allem gekennzeichnet durch andauernde Niedergeschlagenheit, die mit dem Verlust des Interesses an gewöhnlichen, auch sozialen Aktivitäten einhergeht. Bei einer Major Depression liegen die Symptome beinahe täglich vor. Es kommt oft zu phasenweisen Verläufen mit einer Dauer von mindestens zwei Wochen. Bei einer schweren Ausprägung der Erkrankung verlängern sich diese Phasen. Auch die Entwicklung andauernder Symptome ist möglich.
Eine psychotische Depression kann sich infolge einer depressiven Störung entwickeln. Die Depression führt in diesen Fällen dazu, dass die Erkrankten das Bewusstsein für die Realität verlieren und eine Psychose ausbilden. Psychotische Symptome können sich einerseits durch Halluzinationen äußern (akustische oder visuelle Wahrnehmungen, die aber nicht existieren) oder durch Wahnvorstellungen (unveränderbare, nicht der Realität entsprechende Annahmen und Überzeugungen). Bei Depressionen tritt häufig ein Schuld- und/oder Versündigungswahn auf. Manche Betroffene entwickeln auch eine Paranoia, die sie glauben lässt, die Welt habe sich gegen sie verschworen oder Dritte seien schuld an negativen Ereignissen in ihrer Umwelt.
Die pränatale und postnatale Depression steht in Verbindung mit einer Schwangerschaft und kann schon während dieser, aber auch noch etwa ein Jahr nach der Geburt, einsetzen. Diese Art der Depression ist abzugrenzen vom sogenannten „Babyblues“, der sich bei rund 80 % der Frauen kurz nach der Geburt eines Kindes einstellt und auf die Anstrengungen während und nach der Geburt sowie auf hormonelle Umstellungen zurückzuführen ist.
Unterschieden wird zudem zwischen einer rezidivierenden depressiven Störung, depressiven Episoden und chronischen Verlaufsformen. Depressive Episoden sind dabei einmalige oder im Lebensverlauf seltene Phasen, in denen Symptome auftreten. Bei der rezidivierenden Form sind die Beschwerden regelmäßig wiederkehrend, darunter fällt auch die jahreszeitlich bedingte Depression („Herbstdepression“). Bei der chronifizierten Form bestimmt die Symptomatik nahezu den gesamten Lebensalltag der Betroffenen und stellt damit die schwerste Art einer Depression dar.
Depressive Symptome infolge anderer Erkrankungen
Die folgenden Formen depressiver Symptome werden vom ICD-10 nicht unter die Depression gefasst, sollten aber dennoch genannt werden, weil sie von Laien häufig mit einer „echten“ Depression verwechselt werden:
Bei der bipolaren Störung wechseln sich manische und depressive Phasen ab. Die depressiven Episoden dauern im Mittel doppelt so lange wie die manischen Phasen. Zu beachten ist, dass depressive Phasen in aller Regel mindestens 14 Tage und manische Phasen mindestens sieben Tage andauern. Die landläufige Vorstellung, an einer bipolaren Störung Erkrankte würden von einem Moment auf den anderen in einen anderen affektiven Zustand verfallen, hat nichts mit der Realität dieser Erkrankung zu tun.
Die zyklothyme Störung weist die gleichen Leitsymptome auf wie die bipolare Störung, dabei sind die Phasen jedoch weniger stark ausgeprägt. Die Phasen gehobenen beziehungsweise übersteigerten Antriebs werden hier nicht als „manische Phasen“ bezeichnet, sondern als „hypomanische Phasen“. Entsprechend sind auch die depressiven Phasen, verglichen mit der bipolaren Störung, weniger stark ausgeprägt.
Bei der Dysthymie, auch als „neurotische Depression“ bezeichnet, weisen die Betroffenen mit der Major Depression vergleichbare Symptome auf, die aber nicht so stark ausgeprägt sind, allerdings dauern die Symptome länger an.
Fazit
Obwohl das gesellschaftliche Bewusstsein für depressive Erkrankungen zunimmt, ist Laien oft nicht der Unterschied zwischen verschiedenen Formen bekannt. Das Wissen um verschiedene Ausprägungen dieser schweren Erkrankung kann dazu beitragen, ein tiefer gehendes Verständnis zu entwickeln und Vorurteile abzubauen.