Egal, ob du schon lange in Therapie bist oder gerade erst anfängst: Vielleicht fragst du dich, wie lange du weitermachen solltest. Vielleicht bist du dir unsicher, wie du erkennen kannst, wann es Zeit ist, die Therapie zu beenden. Vielleicht hoffst du, dass du die Therapie bald beenden kannst, oder du fragst dich, ob du schon zu lange in Therapie bist.

Dieser Artikel beleuchtet die Dauer von Psychotherapien, insbesondere bei depressiven Episoden und von welchen Faktoren sie abhängt.

Behandlung von Depressionen: Wie lange dauert eine Therapie bei Depressionen?

Die Antwort auf die Frage, wie du in Therapie bleiben solltest, ist sehr komplex und hängt von verschiedenen Faktoren ab, z. B. von der Art der Therapie, von der psychischen Erkrankung, die du behandelst, und von deinen persönlichen Vorlieben. Mit anderen Worten: Es gibt nicht die eine richtige Therapiedauer, und sie ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich (1).

Hier erfährst du, was du über die richtige Therapiedauer wissen solltest und wie du eine für dich sinnvolle Therapiedauer festlegen kannst.

Behandlung der Depression: Wie lange dauert es, bis man in der Therapie Ergebnisse sieht?

Die meisten von uns gehen in der Hoffnung, Ergebnisse zu sehen, in eine Therapie. Unabhängig davon, welche psychische Erkrankung uns dazu veranlasst hat, eine Therapie zu machen, ist es unser Ziel, uns glücklicher und emotional ausgeglichener zu fühlen, den Alltag besser zu bewältigen und zu wachsen.

Diejenigen von uns, die mit einem akuten Problem zu kämpfen haben – wie zum Beispiel einer Essstörung, einer psychotischen Episode, einer Sucht oder dem Verlust eines Angehörigen – suchen vielleicht nach sofortiger Linderung der schlimmsten Symptome. Bei einer akuten und schweren depressiven Episode etwa kann die Kombinationsbehandlung aus Medikamenten und Psychotherapie sinnvoll sein. "Grob gesagt ist es so: Je schwerer die Erkrankung, desto eher setzt man Medikamente ein", so Klaus Lieb, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz (8).

Diejenigen von uns, die schon seit Jahren mit einer psychischen Erkrankung wie Angst oder Depression leben, suchen vielleicht nach langfristigen Lösungen für ihre Heilung.

Wann wird es endlich besser?

In jedem Fall wollen wir wissen, wie schnell wir mit einer Veränderung unseres Gesundheitszustands rechnen können und einen Effekt spüren. Es gibt gute Nachrichten an dieser Front. Untersuchungen haben ergeben, dass die meisten Menschen schon bald nach Beginn einer Therapie erste Ergebnisse sehen.

Nach Angaben der American Psychological Association (2):

  • fühlen sich etwa 50 % der Menschen nach 15-20 Therapiesitzungen besser.
  • können bestimmte Kurzzeittherapien schon nach 12-16 Sitzungen Ergebnisse bringen.
  • können komplexere psychische Erkrankungen und bestimmte Persönlichkeitsstörungen längere Behandlungen erfordern (zwischen 12 und 18 Monaten).
  • benötigen Menschen mit chronischen Erkrankungen möglicherweise eine längere und umfangreichere Behandlung – dies hängt von den persönlichen Vorlieben oder der Empfehlung eines Therapeuten oder Psychiaters ab.

Wer wirklich an Ergebnisse interessiert ist und sich besser fühlen möchte, sollte sich auf die Therapie einlassen und dranbleiben, egal wie lange sie dauert. Leider brechen viele Menschen die Therapie ab, bevor sie Ergebnisse sehen. Eine Studie hat beispielsweise ergeben, dass bis zu 1 von 5 Personen (20 %) die Therapie vorzeitig abbricht (3).

Therapiearten und Therapiedauer

Wie lange du in Therapie bleiben solltest, hängt von der Art der Therapie ab, die du machst. Verschiedene Therapierichtungen haben unterschiedliche Philosophien, Prinzipien, Strukturen und Ziele.

Manche Therapien basieren auf kurzfristigen Strukturen, so dass du davon ausgehen kannst, dass du die Therapie schneller abschließen kannst; andere wiederum sind auf einen längeren Zeitraum ausgerichtet (2).

Kurzzeit-Therapie

Es gibt mehrere verschiedene Therapieformen, die als Kurzzeittherapie gelten. Hier erfährst du, was du über diese Behandlungsmöglichkeiten wissen solltest.

kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine Therapieform, bei der du lernst, deine Gedanken zu erkennen und dir bewusst zu machen, wie diese Gedanken deine Gefühle und dein Verhalten beeinflussen. KVT kann zur Behandlung einer Vielzahl von psychischen Erkrankungen eingesetzt werden, darunter Depressionen, Angstzustände, Zwangsstörungen und Essstörungen. Sie dauert meistens etwa 12-20 Sitzungen (4).

Expositionstraining/Konfrontationstherapie

Die Expositionstherapie ist eine Therapie, die zur Behandlung von PTBS und Phobien eingesetzt wird, indem man sich in einer sicheren, kontrollierten Umgebung sanft einem Auslöser aussetzt. Diese Art der Therapie dauert in der Regel etwa 3 Monate oder 8-15 wöchentliche Sitzungen (5).

Eye Movement Desensitization and Reprocessing Therapy (EMDR)

Die EMDR-Therapie nutzt spezielle Augenbewegungen, um Menschen bei der Heilung einer Postraumatischen Belastungsstörung oder einem Traumata zu helfen. Der Fokus liegt dabei oft auf bestimmten Erinnerungen, die mit der Therapie gezielt bearbeitet werden. Normalerweise dauert eine EMDR-Therapie 6-12 Sitzungen (6).

Längerfristige Therapie

Andere Therapieformen sind für längere Zeiträume gedacht, wobei die Dauer von Therapeut und Patient weitgehend gemeinsam festgelegt wird. Hier erfährst du, was du über längerfristige Therapien wissen solltest:

Psychoanalytische oder psychodynamische Therapie

Diese Therapieformen sind das, was viele Menschen unter traditioneller oder klassischer Therapie verstehen, die auf den Grundsätzen von Sigmund Freud beruht.

Die Psychoanalyse hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt und ist moderner geworden. Dennoch gilt sie als längerfristiger Ansatz. Dabei tauchst du tief in deine Vergangenheit und dein Unterbewusstsein ein und versuchst, die grundlegenden Probleme zu verstehen, die deine psychische Gesundheit beeinflussen. Diese Art der Therapie kann mehrere Jahre dauern, es gibt aber auch kürzere psychodynamische Therapien, die zwischen 12 und 24 Sitzungen dauern können (4).

Humanistische Therapie

Humanistische Therapieformen sind ein einfühlsamer, wachstumsorientierter Therapieansatz, der oft differenziert wird, um den individuellen Bedürfnissen jedes Patienten gerecht zu werden. Beispiele für Behandlungsmethoden der humanistischen Therapien sind:

  • die Gestalttherapie
  • die personenzentrierte Therapie und
  • die existenzielle Therapie.

Die Therapiedauer ist in der Regel ergebnisoffen und auf deine Bedürfnisse zugeschnitten, kann aber im Vergleich zu eher kurzzeitigen Therapien länger ausfallen (4).

Psychische Gesundheit und Therapiedauer

Wie lange du in Therapie bist, hängt auch von der Art der psychischen Erkrankung ab, wegen der du eine Behandlung suchst. Wenn du eine akute psychische Erkrankung durchmachst und du noch nicht sehr lange unter psychischen Problemen leidest, reicht dir möglicherweise auch eine kürzere Therapie. Sobald du dein Problem unter Kontrolle hast, kannst du die Therapie beenden.

Zu den Erkrankungen, die gut auf eine kürzere Therapiedauer ansprechen, gehören (1):

  • Essstörungen
  • Posttraumatische Belastungsstörungen nach bestimmten traumatischen Ereignissen
  • Bewältigung der Folgen einer Scheidung
  • Bewältigung von arbeitsbedingtem Stress
  • Trauern nach einem Verlust
  • Bewältigung von Lebensübergängen, z. B. wenn deine Kinder das Nest verlassen oder du in den Ruhestand gehst

Wann muss man mit einer längeren Behandlung rechnen?

Wenn du schon länger mit einer psychischen Erkrankung zu kämpfen hast, brauchst du vielleicht eine längerfristige Behandlung. Wenn zum Beispiel Angstzustände oder Depressionen schon länger Teil deines Lebens sind, kann es sein, dass du für mehrere Monate oder länger in Therapie musst, um deine Symptome in den Griff zu bekommen (1).

Manche Menschen müssen fast ihr ganzes Leben lang in Therapie sein, um ihr Gleichgewicht zu halten und ihre Symptome unter Kontrolle zu bringen. Studien haben ergeben, dass dies besonders auf Menschen zutrifft, die mit chronischen oder komplizierten psychischen Erkrankungen leben (7). Zu den Erkrankungen, die darunter fallen, gehören (4):

  • Bipolare Störung
  • Schizophrenie
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Psychiatrische Erkrankungen, die länger als ein Jahr andauernschon länger als ein Jahr andauern

Wie lange solltest du in Therapie bleiben?

Die richtige Therapiedauer für jeden Einzelnen ist eine sehr persönliche Entscheidung, die von verschiedenen Faktoren abhängt. In den meisten Fällen werden du und dein Therapeut gemeinsam entscheiden, dass ihr eure Ziele erreicht habt und es an der Zeit ist, weiterzumachen. In den meisten Therapiesituationen wird dies eine fortlaufende Diskussion zwischen dir und deinem Therapeuten sein, während die Therapie voranschreitet (1).

Vielleicht solltest du den Therapeuten wechseln

Manchmal möchtest du die Therapie mit einem bestimmten Therapeuten oder einer bestimmten Therapeutin beenden, bevor sie zu einem natürlichen Ende gekommen ist, weil du das Gefühl hast, dass sie dir nicht gut tut. Wenn du dich bei deinem Therapeuten nicht sicher oder wohl fühlst, wenn du keine Fortschritte siehst oder wenn du denkst, dass eine andere Therapieform dir helfen könnte, ist es in Ordnung, die Therapie zu wechseln. In den meisten Fällen dauert es durchschnittlich 10 Sitzungen, bis eine Person weiß, ob ihr Therapeut oder ihre Therapeutin zu ihr passt oder nicht.

Viele Menschen wechseln mehrmals den Therapeuten, bevor sie einen finden, der ihnen hilft und die richtige Unterstützung bietet. Wichtig ist, dass du dich weiter um eine Therapie bemühst, wenn du weiterhin Probleme mit deiner psychischen Gesundheit hast (1).

Vielleicht dauert die Therapie Jahre

Wenn du dich in einer Situation befindest, in der die Therapie für dich funktioniert, möchtest du vielleicht noch eine ganze Weile weitermachen! Das ist in Ordnung, und viele Menschen bleiben jahrelang in Therapie (bei Menschen mit komplexen und dauerhaften psychischen Erkrankungen kann dies sogar notwendig sein) (7).

Wenn das der Fall ist, kann es hilfreich sein, sich regelmäßig mit deinem Therapeuten zu treffen, um die Ziele einer langfristigen Therapie zu besprechen und zu klären, ob es sinnvoll ist, die Therapie fortzusetzen.

Ändern der Häufigkeit deiner Therapiesitzungen

Wenn es dir besser geht, solltest du in Erwägung ziehen, deinen Therapeuten weniger häufig aufzusuchen, auch wenn du in Therapie bleibst. Viele Menschen fangen zum Beispiel mit einer wöchentlichen Therapie an und wechseln dann vielleicht zu einem Termin alle zwei Wochen. Eventuell ist ein monatlicher Termin für dich am besten geeignet.

Fazit

Obwohl einige der Erkrankten nach wenigen Sitzungen Verbesserungen bemerken, benötigen andere, insbesondere bei chronischen oder komplexen psychischen Erkrankungen, möglicherweise eine längere Behandlungszeit, um eine depressive Episode erfolgreich zu bewältigen.

Es gibt kein Patentrezept, wenn es darum geht, wie lange man eine Therapie machen sollte. Bei einigen Betroffenen ist es so, dass sie sich schon nach ein paar Sitzungen besser fühlen und bereit sind, weiterzumachen. Andere brauchen mehr Zeit und benötigen je nach Schwere ihrer psychischen Erkrankung möglicherweise eine Langzeitbetreuung. Wieder andere sind vielleicht bereit, weiterzumachen, bevorzugen aber einen Therapeuten, den sie im Rahmen ihrer Selbstfürsorgeroutine für ihre psychische Gesundheit aufsuchen können. Es gibt hier keine richtige Antwort: Wichtig ist, dass du dich mit Geduld um deine psychische Gesundheit kümmerst, wenn Probleme auftauchen, und dass du dich in allen Behandlungsphasen an deinen Therapieplan hältst, bis es dir besser geht.

Quellen:

  1. American Psychological Association. Understanding psychotherapy and how it works.
  2. American Psychological Association. How Long Will It Take for Treatment to Work?
  3. Swift JK, Greenberg RP. Premature discontinuation in adult psychotherapy: a meta-analysis. Journal of Consulting and Clinical Psychology. 2012;80(4):547-559. doi:10.1037/a0028226
  4. Juul S, Poulsen S, Lunn S, et al. Short-term versus long-term psychotherapy for adult psychiatric disorders: a protocol for a systematic review with meta-analysis and trial sequential analysis. Systematic Reviews. 2019;8:169. doi:10.1186/s13643-019-1099-0
  5. American Psychological Association. Prolonged Exposure (PE).
  6. American Psychological Association. Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) Therapy.
  7. Leichsenring F, Abbass A, Luyten P, et al. The emerging evidence for long-term psychodynamic therapy. Psychodynamic Psychiatry. 2013;41(3):361-384. doi:10.1521/pdps.2013.41.3.361
  8. https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/psychotherapie-und-medikamente-kombination-bei-psychischer-erkrankung-a-1011694.html
  9. https://www.verywellmind.com/how-long-should-i-be-in-therapy-6452627
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